Ich – Franzi – heute 27 Jahre alt, bekam mit 19 die Diagnose ‚Lipödem‘.

Wie fühlt es sich an, wenn ein Wort dein Leben erklärt und du dich plötzlich ganz neuen Herausforderungen stellen musst? Und ob ich diesen Kampf am Ende gewonnen habe, findest du in meinem Lipödem Erfahrungsbericht.

Lipödem: Die ersten Anzeichen und die Gefahr der Unwissenheit

Ich war ein gesunder Teenager – dachte ich jedenfalls. Meine schlechte Laune bekamen vorwiegend meine Eltern ab, Shoppingtouren endeten ausnahmslos mit Wutausbrüchen in Umkleidekabinen und hin und wieder prägten ‚Wachstumsschmerzen‘ in den Beinen meinen Tag. Zusammengefasst klingt das wie der ganz normale Wahnsinn eines Teenagerlebens. Doch was kaum einer wusste, war, wie es wirklich in mir aussah. Die Wutausbrüche in der Umkleidekabine führten zu Tränen und Enttäuschung über die Gesamtsituation und das Unverständnis meiner Eltern, dass Hosen grundsätzlich unten zu eng und am Bund zu weit saßen. Die Folgen: immer weiter sinkendes Selbstwertgefühl, Verständnislosigkeit und der Drang eine Diät nach der anderen auszuprobieren, um irgendwas an meinem Zustand zu verändern. Jeder Tag – komplett ohne Essen – sinnlos! Ich habe teilweise mehrere Tage am Stück ‚heilgefastet‘, um nichts außer Brühe zu mir nehmen zu müssen. All die Mühe umsonst, macht das lieber nicht nach. Der Höhepunkt meiner Null-Diät war ein Zusammenbruch auf einem verlassenen Parkplatz mitten im tiefsten Winter.

Diagnose Fettverteilungsstörung

Nachdem sich diese Situationen wie in Endlosschleife über circa sechs Jahre wiederholt hatten und ich mich quasi damit angefreundet oder besser gesagt kapituliert hatte, kam dann der entscheidende Hinweis. Eine ebenfalls Lipödem-Betroffene und Bekannte meiner Mom gab mir den Tipp, bei einem Phlebologen vorstellig zu werden. Die Arztsuche erübrigte sich recht schnell, da die Koryphäe unter den Phlebologen nur wenige Kilometer entfernt seine Praxis hatte. Doch mit dem Anruf zur Terminvereinbarung kam bereits die erste Ernüchterung: ein knappes halbes Jahr Wartezeit für den Untersuchungstermin. Doch es half nichts. Sechs Monate später suchte ich Herrn Dr. Stutz in Schwarzenbach/Wald auf. Nach einem kritischen Blick auf meine Haut, dem Abtasten der betroffenen Körperregionen und einer Ultraschalluntersuchung diagnostizierte er bei mir eine Fettverteilungsstörung. Wow… ein Wort, das so schwer wiegt wie es sich anhört. Erleichterung machte sich bei mir breit. Nicht weil ich froh war, dass ich Lipödem habe, sondern weil das Leiden endlich einen Namen hatte, meine bis dato bereits unzähligen Symptome eine Erklärung bekamen und ich erstmals erfuhr, dass es einen Ausweg gab – wenn auch einen extrem kostspieligen (circa 13.000 €).

Der Entschluss zur Liposuktion

Wer mich kennt, weiß, dass ich nie kampflos aufgebe. Es gab für mich nur eine Option: ich musste es schaffen, diese Lipödem Liposuktionen selber zu finanzieren, nicht auf Pump, nicht von meinen Eltern, sondern aus meiner Tasche. Irgendwie wird es gehen. Ich habe mir also einen Job gesucht, den ich neben Schule und Uni erledigen kann, bin nicht wie viele meiner Freunde in meine eigene Wohnung gezogen, sondern habe mir die Miete gespart und das Leben unter dem Dach meiner Eltern vorgezogen. Das war eine harte Zeit, die oft auch zu Lasten unseres Verhältnisses ging. Denn wenn man einmal gewohnt ist alleine zu wohnen, ist der Schritt zurück hart. Es hat dreieinhalb Jahre gedauert, bis ich das Geld für die ersten beiden Operationen zusammengespart hatte. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass mittlerweile neben meinen Beinen auch meine Arme betroffen waren und somit eine weitere Liposuktion folgen musste. Nichtsdestotrotz vereinbarte ich die ersten beiden Termine, wissentlich, dass ich ein weiteres Jahr darauf warten musste.

Die Lipödem Symptome und ihre Entwicklung

Mein gesamter Zustand hatte sich über die Wartezeit enorm verschlechtert. Lange Autofahrten, die sich aufgrund meines Berufes nicht vermeiden ließen, forderten enormes Mitgefühl meiner Kollegen, die während der fünfstündigen Fahrt vier bis fünf Mal anhalten mussten, um mich auf dem Parkplatz kurz bewegen zu können. Haare bürsten oder föhnen über dem Kopf wurde schier unmöglich und sportliche Aktivitäten ließen mir zunehmend Tränen in die Augen steigen. Manchmal lag ich einfach auf der Couch und meine Waden begannen so zu krampfen, dass ich mich unter die eiskalte Dusche stellte, um das Brennen nicht mehr zu spüren. Und blaue Flecken sowie eine ausgeprägte Cellulite zierten meine Beine und machten neben den sogenannten Satteltaschen oder Reiterhosen den Blick in den Spiegel nahezu unerträglich. Nur der permanente Wechsel zwischen liegen, stehen und laufen ließ mich die Schmerzen aushalten. Bis zu meiner ersten Operation war ich dann bereits inmitten des Stadiums 2 von 3 des Lipödems. Die unaufhaltbare Gewichtszunahme ließ Gott sei Dank noch auf sich warten.

Lipödem Erfahrung: Die Liposuktionen als Anfang eines neuen Lebens  

Im September 2016 war es dann soweit: die erste Operation stand an. Und dann ging alles ganz schnell. Nach der Liposuktion der Oberschenkelaußenseiten, Wadenaußenseiten und Oberschenkelrückseiten folgte bereits Ende November 2016 die Liposuktion der Oberschenkelinnenseiten, Wadeninnenseiten und Oberschenkelvorderseiten. Zur Fettabsaugung an den Armen kam es dann im März 2017. Wie genau die Operationen abliefen, welche Momente es gab, die ich nie vergessen werde und wie die Wunden anschließend heilten, kannst du jetzt in meinem Beitrag Lipödem Operation Erfahrung nachlesen. Hast du bereits Fragen dazu, die ich unbedingt beantworten soll? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare.