Die Zeit vergeht wie im Flug. Und bevor ich endgültig ‚vergessen‘ habe, wie ich mich während, zwischen und nach den Liposuktionen gefühlt habe, folgen heute endlich ein paar Zeilen zu meiner Lipödem Operation Erfahrung.

Lipödem Operation Erfahrung – Vor der ersten LiposuktionLipödem – vor der ersten Operation

Lipödem OP 01: Oberschenkelaußen- und -rückseiten sowie Wadenaußenseiten

Im September 2016 stand meine erste Operation an. Das OP-Team rund um Dr. Stutz hatte mich ausreichend über die möglichen Komplikationen, den Ablauf u.v.m. informiert. Ich war froh, dass ich bereits um 8:00 Uhr morgens dran war. So war zwar die Nacht etwas unruhig und der Morgen davon geprägt, die 2-3 Liter Wasser irgendwie in mich hinein zu prügeln, die mir Dr. Stutz vor der OP verordnet hatte, aber ich war guter Dinge. Mit meiner besten Freundin an der Seite und nach ausreichendem Präparieren des Autos mit Handtüchern, Müllsäcken und feuchten Tüchern bin ich etwas schlaftrunken, aber grundpositiv in die Praxis gestolpert, habe meine OP-Kleidung angezogen, die Beruhigungstropfen dankend abgelehnt und es mir nach den Vorher-Fotos auf der OP-Liege mit Wärmefunktion bequem gemacht.

Vom Aufwachen bis zum Glückmoment – meine Lipödem OP Erfahrung

Und dann ging alles – mehr oder weniger – ganz schnell. Die OP hat circa 3 Stunden gedauert und ich habe dabei etwa 7 Liter Flüssigkeit verloren. Wie viel davon reines Fett war, kann ich nicht sagen. Dr. Stutz hat mich während der Lipödem Operation einwandfrei unterhalten, seine Assistenz hatte meinen Kreislauf permanent im Blick, hat die Auffangbehälter regelmäßig getauscht und für mein Wohlbefinden gesorgt. Zuerst wurden die zu operierenden Flächen mit Spritzen betäubt. Nach etwa 20 Minuten begann er dann meine Haut mit circa 3mm breiten Schnitten anzuritzen. Mit einer etwa 3o cm lange Kanüle saugte er dann behutsam (insofern man das bei der Kanüle sagen kann) die erkrankten Fettzellen ab. Ich drehte mich auf seine Anweisung hin von links nach rechts, vom Rücken auf den Bauch.

Und dann kam eine Situation, die mich zu Tränen rührte: Er bat mich nach dem Absaugen der Oberschenkelaußenseiten, eine Drehung zur Seite zu machen. Aus Reflex und weil gelernt, sorgte ich mit dem freien Arm für Halt. Er lachte und sagte, ich könne den Arm wegnehmen. Und siehe da. Das erste Mal seit meiner Pubertät konnte ich einfach auf der Seite liegen ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Für jeden gesunden Menschen ganz normal, für mich der absolute Wahnsinn.

Lipödem Haut

Lipödem – das Hautbild

7 Liter leichter wieder nach Hause

Nach der OP durfte ich dann langsam aufstehen und direkt zur Toilette gehen. Das war trotz Absaugung mehr als nötig. Die drei getrunkenen Liter Wasser waren dann doch mehr als genug. Erschrocken bin ich dann beim Aufstehen. Die Haut leer, die Wunden noch offen, überall trat Blut und Wundflüssigkeit aus. Das Bad sah aus wie in einem schlechten Horrorfilm, nachdem ich es verlassen hatte. Für das OP-Team ein gewöhnlicher Anblick, für mich ein kurzer Krauslauf-schwacher Moment. Die super Mädels aus der Praxis haben mich gesäubert, mir das Mieder angezogen und meine Beine in aufsaugendes Material gehüllt, damit ich das Auto möglichst wenig einsaue. Weite Jogginghose drüber und los ging die Fahrt nach Hause. Das Auto blieb dank der Müllsäcke sauber, zuhause hatte ich ebenfalls alles vorbereitet. Nach einem ausführlichen Mittagessen blieb ich bis Nachmittag in Bewegung, damit der Kreislauf stabil blieb und die Flüssigkeit weiter austrat. Und dann machte ich einen Fehler, den ich nach den beiden folgenden Operationen nicht begangen habe: Ich nahm, wie mit Dr. Stutz besprochen, eine Paracetamol als ich merkte, dass die Betäubung nachließ und legte mich anschließend hin, um mich etwas auszuruhen. Als ich aufwachte ist mir allerdings der Kreislauf zusammengebrochen, aber nicht aufgrund der OP, sondern aufgrund des Paracetamols. Ich habe eine Unverträglichkeit, die ich durch die Aufregung vergessen hatte. Ich kämpfte 2 Stunden lang mit extremer Übelkeit, bis sich alles wieder beruhigt hatte und ich endlich schlafen konnte.

Post-OP – die Tage danach

Am nächsten Morgen durfte ich dann auch das Material um meine Beine (ich sah aus wie ein Michelin Männchen) entfernen und mich mit dem Mieder duschen. Das war so eine Erleichterung. Ihr ahnt nicht, wie das Material gerochen hat. Nichts für schwache Nerven. Das Mieder trug ich dann sechs Wochen lang durchgehend, danach nur noch nachts. Das Duschen war eine größere Herausforderung, da wir jedes Mal danach zu zweit circa 1 Stunde lang das Mieder trockengeföhnt haben, damit ich nicht erfroren bin. Nach 14 Tagen durfte ich das Mieder das erste Mal tauschen, um immer eines zu waschen und währenddessen das andere zu tragen. Da waren die Schwellungen auch bereits auf dem Höhepunkt, die Beine mehr blau als Hautfarben, aber ich überglücklich. Das Ergebnis ließ sich bereits jetzt erahnen. Ich konnte mein Glück kaum glauben und freute mich bereits auf die nächste OP.

Lipödem Operation Erfahrung – die Beine

Lipödem – vor der zweiten Operation

Lipödem OP 02: Oberschenkelinnen- und vorderseiten sowie Wadeninnenseiten 

Ende November 2016  kam es bereits überraschend zur zweiten Lipödem Operation. Warum überraschend? Weil ich den OP-Termin einer anderen Patientin bekommen habe, die spontan absagen musste. Mein Glück. So ging es direkt in die nächste Runde. Die OP an sich lief genau wie oben beschrieben, die Aufregung war minimal, da ich wusste, was auf mich zukommt. Diesmal ging es den Oberschenkelinnenseiten, -vorderseiten und den Wadeninnenseiten an den Kragen. Der einzige Unterschied: Zwischendrin ließ zwei Mal kurz die Betäubung nach und dann wusste ich erst, was da gerade mit meinem Körper passierte. Mit dem Einstechen in die nicht mehr betäubten Regionen erfuhr ich wo das Nervensystem entlangführt. Es fühlte sich an wie ein Stromschlag, der einmal durch die einzelnen Bahnen meines Körpers schoss. Ein Mucks und Dr. Stutz hatte die Stellen sofort nachgespritzt. Der Schmerz war zu ertragen und mit dem Nachspritzen auch sofort erledigt. Er holte etwa 5,5 Liter Flüssigkeit aus mir heraus.

Post-OP – die Zeit zwischen den Operationen

Diesmal hatte ich nach der OP auf das Paracetamol verzichtet und somit keine Kreislaufbeschwerden. Die Zeiten zwischen den OPs überbrückte ich mit Lymphdrainagen (2 Mal pro Woche) und dem ersten Sport nach 7 Tagen, schwimmen, Fahrradfahren, walken. Das ging übrigens auch nach wenigen Tagen nach der ersten OP. Ach ja und nicht zu vergessen: die Thrombose-Spritzen. Ich habe damit normalerweise kein Problem, aber ich muss zugeben, dass ich über die Dauer mürbe wurde. Je länger ich mich spritzen musste, desto mehr Überwindung hat es mich plötzlich gekostet. Die Miederzeiten waren gleich, mit dem einzigen Unterschied, dass das Mieder diesmal bereits deutlich kleiner war, als das erste Mieder. Was für ein Gefühl! Die Schmerzen in den Beinen waren mit der zweiten OP völlig Geschichte! Die Schmerzen Post-OP waren übrigens überhaupt kein Problem. Ich hatte – wie von Dr. Stutz beschrieben und angekündigt – einen Muskelkater-Schmerz, der nach etwa 7 Tagen komplett vorbei war. Gleiches gilt auch für meine Neigung zu blauen Flecken. Früher hatte ich bei einer stärkeren Umarmung bereits Druckstellen, heute braucht es für einen blauen Fleck deutlich mehr!

Lipödem Operation Erfahrung – die Arme

Lipödem – vor der Arm-OP

Lipödem OP 03: Arme

Zur Fettabsaugung an den Armen kam es dann im März 2017. Dass die Arme überhaupt operiert werden müssen, hatte sich erst nach der ersten OP herausgestellt. Ich hatte bereits öfter gehört, dass sich andere Partien verschlechtern können, wenn erst die ersten Partien operiert sind. Das war bei mir genauso. Ich hatte schon viele Jahre Schmerzen in den Armen, wenn ich mich gebürstet oder geföhnt habe, konnte die Arme nicht lange oben halten. Decke streichen war unmöglich. Doch dass dem ebenfalls das Lipödem zugrunde liegt, wurde mir erst klar, als meine Arme nach der ersten Bein-OP deutlich dicker wurden, die Beschwerden verschlimmerten sich. Nach Rücksprache mit Dr. Stutz habe ich dann also den dritten OP-Termin ausgemacht, um auch die Arme vom Lipödem zu befreien. Und ich sage euch: Ich hatte ganz vergessen, wie Arme eigentlich aussehen sollten.

Lipödem Operation Erfahrung – letzter Schritt zur Normalität

Am Tag der letzten OP war ich wieder aufgeregt, aber einfach, weil ich wusste, dass das nun der letzte Schritt in ein normales Leben war. Ich konnte kaum erwarten, mich nach der OP in das Mieder zu werfen und ‚wie neu geboren‘, äh ‚wie neu operiert‘ aus der Praxis zu spazieren.

Die Überraschung, die ich bei dieser Operation hatte, war das erste Mal meine Arme in einer normalen Form zu sehen. Was andere nicht sahen und ich ich an mir nicht mehr wahr nahm, war die fehlende Schulterhöhe, die kräftigen Oberarme, die trotz meiner knapp 72 Kilogramm auf der Waage nicht normal waren und vor allem nicht zu meiner schmalen Taille passten. Die Arm-Operation dauerte etwa 2 Stunden und ich ließ dabei knapp 3 Liter Flüssigkeit. Nach der Betäubung saugte Dr. Stutz behutsam die betroffenen Fettzellen ab. Diesmal konnte ich nicht wirklich wegschauen, was ich bei den vorherigen OPs versucht habe, um nicht doch noch Kreislauf-instabil zu werden. Aber auch das war kein Problem. Die Gespräche mit dem OP-Team hielten mich bei Laune und lenkten ab.

Nach der Operation schmiss ich mich in ein Arm-Mieder, das in etwa wie ein langärmeliges Oberteil geschnitten war. Ich trug übrigens alle Mieder wirklich gerne. Der Druck erleichterte mich. Das Arm-Mieder fand ich dennoch aufgrund der Jahreszeit etwas unangenehmer. Im März war es schon recht warm, das Mieder ließ kaum Luft durch. Dazu kam, dass ich Ende April für eine vierwöchige Rucksack-Tour nach Südafrika reiste. Aber das verdeutlicht auch, wie gut es mir nach den Operationen ging. Das Tragen des Backpacker-Rucksacks, das Auf- und Absetzen des Rucksacks, das Mieder-Tragen, der Flug, alles kein Problem. Ich war einfach nur glücklich und erleichtert schmerzfrei und frei von den endlosen Gedanken rund um das Lipödem zu sein. Dieser 12-stündige Flug wäre übrigens vor den Operationen undenkbar gewesen. Also erfüllte ich mir gleich zwei Träume auf einmal.

Meine Lipödem Operation Erfahrung – ein Fazit

Ich kann die Lipödem OP jedem Lipödem Patienten ans Herz legen. Die Operations-Zeit ist wirklich zu schaffen und ein Klacks gegenüber dem Ertragen der Krankheit! Die Liposuktionen sind jeden Cent wert. Man investiert wirklich in ein ganz neues Lebensgefühl. Ich bereue nichts, auch wenn der Weg insgesamt und rückblickend nicht immer leicht war, vor allem vor der OP-Entscheidung. Aber all das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Die OP-Narben sind verheilt, die Schnitte kaum mehr sichtbar. Jemand der mich und meine Geschichte nicht kennt, bemerkt sie kaum. Lediglich einige kleine Hautstellen sind nach wie vor taub. Ich gehe davon aus, dass hier das Gefühl auch nicht zurückkommen wird. Das ist allerdings nur beim Rasieren etwas seltsam, ich schneide mich dadurch öfter. Was soll’s, damit kann ich wirklich – neu – leben!

Lesetipp: Diagnose Lipödem – ein Erfahrungsbericht

Wie es mir heute geht und die Vorher-Nachher-Fotos bekommt ihr im dritten und letzten Lipödem Erfahrungsbericht von mir. Stay tuned.

Eure Franzi