Leider bin ich eine von denjenigen, die nicht das Glück hatten, dass ihr Körper nach der Schwangerschaft wieder auf die Ausgangssituation zurück hüpfte.

Nein, leider nicht.

Neben den allseits beliebten Schwangerschaftsstreifen (mit denen ich mich ja noch abfinden könnte) laufe ich seit der Geburt Piccolos mit einem Dauerschwangerschaftsbauch herum. Der medizinische Ausdruck dafür ist Rektusdiastase.

Ich habe schon spezielle Diastase-Programme durchlaufen, um diesen Bauch wegzubekommen. Leider ohne nachhaltigen Erfolg.

Mit diesem Mamakörper möchte ich mich aber nicht abfinden. Deswegen habe ich mir erneut selbst in den Arsch getreten und mir professionelle Hilfe bei einem Arzt gesucht. Zum einen um festzustellen, ob nun tatsächlich eine Rektusdiastase vorliegt (bis dato habe ich mich dazu mittels Tastprobe nur selbst diagnostiziert) und zum anderen um abzuklären, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. So ganz offiziell.

Naja, ich habe zumindest versucht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nach einem Vier-Ärzte-Marathon musste ich aber leider feststellen, dass sich

a) nicht jeder Arzt auskennt,

b) es als Erkrankung nicht unbedingt ernst genommen wird und auch

c) jeder Arzt seine ganz eigene Meinung dazu hat.

Aber alles der Reihe nach. Fangen wir doch von vorne an. Bei meiner Gynäkologin:

Vielen Dank fürs Gespräch !?!

Auf meiner Suche nach ärztlicher Hilfe schien mir meine Frauenärztin eine gute erste Anlaufstelle zu sein. Schließlich ist dieser Dauerbabybauch eine Nachwirkung meiner Schwangerschaft und gehört damit ja irgendwie zu dieser ganzen Frauenkörper-Kindergebären-Sache dazu.

Nun, erst einmal musste ich viel Geduld aufbringen, denn ich durfte ganze sechs Wochen auf einen Termin warten. Schließlich habe ich keine akuten Beschwerden. Die leichte Übelkeit, die in mir jedes Mal aufsteigt, wenn ich auf meine vermeintliche Schwangerschaft angesprochen werde, zählt hier natürlich nicht.

Aber gut. Schließlich war Tag X gekommen und ich freute mich darauf, dass es jetzt irgendwie weiter gehen würde. In welcher Form auch immer.

Als ich meine Ärztin dann im Besprechungsraum auf meine Bauchsituation ansprach, passierte jedoch etwas, mit dem ich so gar nicht gerechnet hatte. Ja, es passierte etwas, dass mir glatt die Sprache verschlagen ließ:

Sie grinste mich süffisant an und meinte: „Na, da hilft nur viel Sport und weniger essen!“

Ooookay… danke für diese professionelle Meinung?

Erst als ich ihr von meinen eigenen Recherchen bezüglich Rektusdiastasen berichtete und sie dann schließlich meinen Bauch auch in voller Pracht im Untesuchungsraum selbst einmal sah, lenkte sie ein.

„Ja, Sie haben recht. Das könnte tatsächlich eine Diastase sein. Außerdem wölbt sich Ihr Bauchnabel nach außen. Das deutet auch auf einen Bauchnabelbruch hin.“

Sagt’s und überweist mich zu einem Chirurgen. Sie könne da nichts machen.

Na vielen Dank! Das hätte ich mir auch sparen können.

Ich machte also einen Termin beim Allgemeinchirurgen. Acht Wochen Wartezeit. Schließlich habe ich ja keine akuten Beschwerden…

Intermezzo Eins beim plastischen Chirurgen

Um alle Möglichkeiten und Meinungen auszuloten machte ich parallel zum Allgemeinchirurgen auch gleich Beratungstermine bei zwei plastischen Chirurgen aus. Schadet ja nicht, dachte ich.

In der Privatklinik von Schönheitschirurg Nummer Eins war natürlich alles chic und sehr professionell. Vor meinem Beratungsgespräch füllte ich einen ausführlichen Fragebogen zu meiner Vorgeschichte aus. Danach wurde ich (pünktlichst) vom Chirurgen empfangen.

Dieser Chirurg sah schon auf 100 Meter, worum es geht. Eine kurze Tastuntersuchung bestätigte ihm auch seinen ersten Eindruck, dass bei mir eine Rektusdiastase vorliegt plus ein kleiner Bauchnabelbruch. Er schildertet mir das medizinische Krankheitsbild und erklärte mir die operative Vorgehensweise, den Diastasespalt zu schließen. Einfach ausgedrückt, werden die Bauchmuskeln wieder zusammengezogen bzw. sie werden zusammen genäht. Der Bauchnabelbruch wird gleich mitversorgt. Außerdem beinhaltet der Eingriff gleichzeitig die Straffung der Bauchdecke, so dass am Ende ein schönes Gesamtbild entsteht. Flach und glatt.

Yeah!

Und dann erzählte er mir vom sechswöchigen Heilungsprozess, den Risiken und den Kosten.

Nicht ganz so yeah…

Die Beratung kostete glatt mal 30 Euro. Aber gut. Privat heißt wohl privat. Falls ich mich zu einer Operation entschließe, würde dieser Betrag aber gegengerechnet werden. Nichtsdestotrotz ging ich positiv aus diesem Termin mit dem Wissen, dass meine Diastase gerichtet werden kann. Ich muss mein Lebtag nicht scheinschwanger herumlaufen.

Und wer weiß, vielleicht gibt es auch noch andere Möglichkeiten. Ich hatte ja noch zwei Artztermine vor mir.

Intermezzo Zwei oder: Was hat der denn geraucht?

Für Schönheitschirurg Nummer Zwei war die Sache ebenfalls klar: „Haben Sie viel abgenommen?“ (Naja, irgendwie ja schon; so 4 kg über Nacht) „Sie haben einen riesigen Bauchnabelbruch, der muss zuerst versorgt werden. Ich operiere so etwas aber nicht. Aber Sie können da zu jedem anderen Chirurgen gehen. Danach ist Ihr Bauch schon wesentlich kleiner“.

Dabei drückte er mir den Bauchnabel bis zur Wirbelsäule durch (ja, das tat weh), um mir den Effekt zu zeigen.

„Wenn der Bauchnabelbruch ausgeheilt ist, können Sie gerne wieder kommen. Wir können dann eine Fettabsaugung machen. Auch an den Flanken (ja, er hat tatsächlich Flanken gesagt). Und danach brauchen sie eine Hautkompression. Wobei diese wahrscheinlich nicht ausreicht für ein schönes Ergebnis. Dann müssen wir den Bauch gegebenenfalls noch straffen!“

WHAT THE F* ??!!?? Wieso legen wir nicht noch ein, zwei Größen Oberweite drauf, wenn wir schon dabei sind?

Er übergab mir noch einen Brief für meinen Hausarzt bezüglich des Bauchnabelbruches und schickte mich meiner Wege. Ich war keine zehn Minuten bei ihm.

Dass ich nach diesem Termin baff war, brauche ich dir nicht zu erzählen. Ich zweifelte etwas an der Kompetenz des Chirurgen, obwohl er laut Kundenmeinungen im Internet (denn leider hat man ja auch nichts anderes) gut bewertet ist. Wahrscheinlich ist ‚Bauch nach Schwangerschaft‘ einfach nicht sein Steckenpferd…

Bloß nicht! Aber natürlich ist das meine Entscheidung…

Zuletzt stand noch der aus der Überweisung meiner Frauenärztin entstandene Gang zum Allgemeinchirurgen an. Von ihm erhoffte ich mir noch einen alternativen Ansatz. Schließlich verdiente er an unseren Schönheitsidealen kein Geld.

Nach drei Stunden Wartezeit – da waren ja schließlich Patienten mit echten Schmerzen… – kam ich schließlich dran. Nach kurzem Vorgespräch machte dieser Arzt dafür dann aber als einziger eine Ultraschalluntersuchung, um zweifelsfrei das Vorliegen und den Grad der Rektusdiastase bestimmen zu können.

Und ja, ich habe ganz offiziell einen Bauchspalt und einen Nabelbrauch. Einen ganz kleinen Nabelbruch (Gruß an Chirurg Nummer Zwei).

Den Nabelbruch empfohl er mir in absehbarer Zeit versorgen zu lassen. Bei mir wäre das nur ein kleiner Eingriff. Am vorstehenden Bauch würde dies allerdings nichts ändern. Von einer operativen Korrektur der Diastase hielt er allerdings nicht viel. Zum einen, weil keine medizinische Notwendigkeit vorliegt und zum anderen, weil es noch keine Langzeitstudien bzw. keine großen Erfahrungswerte zu diesen Operationen gibt. Wer weiß, was solch ein Eingriff alles für Beschwerden nach sich zieht? Wenn ich seine Schwester wäre, würde er mir dringend davon abraten.

Aber natürlich sei das meine Entscheidung.

Alternativ solle ich doch lieber ein Mieder tragen, viel Sport machen und abnehmen. Vielleicht verbessert sich dadurch das Bauchbild…

Na toll!

Die Qual der Wahl

Nach diesen Arztterminen war ich verständlicherweise vollkommen verunsichert. Was sollte ich nun tun?

Auf der einen Seite möchte ich natürlich kein rein kosmetisches Problem mit einem köperlichen austauschen. Würde ich vielleicht durch die Operation ein Leben lang in meinen Aktivitäten eingeschränkt sein? Vielleicht auch chronische Schmerzen oder andere Beschwerden haben? Nach der Aussage des plastischen Chirurgen Nummer Eins gibt es nach der Genesungsphase keine Einschränkungen aus der Korrektur der Rektusdiastase. Aber Risiken gibt es natürlich immer und er verdient ja auch sein Geld mit solchen Eingriffen.

Auf der anderen Seite möchte ich wirklich nicht mein Lebtag mit diesem Schwangerschaftsbauch herumlaufen. Viel Sport und allgemeines Abnehmen würden das Gesamtbild sicherlich verbessern. Nach dem MuTu-Programm war es ja auch schon einmal besser. Geheilt wurde meine Diastase aber nicht. Wie lange würde ich es durchhalten, mehrmals die Woche Sport zu machen. Vor allem den richtigen Sport zu machen, mit immer den gleichen Übungen. Ein Jahr? Zehn Jahre?

Und abnehmen? Ich trage Größe 36. Wo soll da die Reise bitte hingehen? Soll ich mich herunterhungern, bis auch das letzte Gramm Fett an mir verschwunden ist und somit der Diastase-Bauch eine annehmbare Größe hat?

Ganz ehrlich? So möchte ich nicht leben. Mich ständig kasteien müssen, Kalorien zählen und in jeder freien Minute dann Bauchübungen machen. Und das in Endlosschleife. Ich möchte mich nicht ständig mit mir selbst beschäftigen. Mit meinem Aussehen. Es einfach lassen, kann ich es aber auch nicht. Das haben mich die letzten zwei Jahre seit Piccolos Geburt gelehrt.

Der Allgemeinchirurg rät mir von einer OP ab. Denn die (Langzeit-) Konsequenzen sind nicht klar. Ich verstehe ihn. Aber er muss damit ja auch nicht leben. ICH muss damit leben.

Eine Alternative zu einem operativen Eingriff hatte mir übrigens kein Arzt gegeben. Außer abzuspecken. Dabei können nach meinen eigenen Recherchen physiotherapeuthische Maßnahmen durchaus die Rektusdiastase vermindern. Ich hätte wahrscheinlich aktiv danach fragen müssen. Oder es war einfach keinem der Ärzte klar, dass es spezielle Physiotherapien bzw. spezielle Diastase-Programme überhaupt gibt.  Dadurch bestätigt sich wiederum meine Vermutung, dass, wenn du dir nicht selbst hilfst, es keiner tut!

Wie auch immer. Letztendlich habe ich mich dazu entschlossen, die Rektusdiastase chirurgisch korrigieren zu lassen. Bei Schönheitschirurg Nummer Eins. Der Termin ist in ein paar Wochen. Habe ich Angst? Oh ja! Aber ich habe noch mehr Hoffnung, dass ich damit mein Selbstbild und auch mein Leben wieder in eine positivere und zufriedenere Bahn lenken kann. Und das ist mir das Risiko wert.

To be continued…

Silvia