Was ist das häufigste Gefühl, dass dir in deinem Mamaalltag begegnet?

Freude? Zuversicht? Zufriedenheit?

Oder ist es doch eher Überforderung, Unzulänglichkeit und das schlechte Gewissen?

Nun, damit bist du nicht allein.

Seitdem ich Mama geworden bin, sind diese Gefühle mein ständiger Begleiter. Und das geht vielen so. Glaub mir. Auch wenn bei allen anderen das Mamasein irgendwie immer aussieht wie ein verdammter Ponyhof.

Aber das ist es nicht.

Allzu oft bin ich so unzufrieden: Mit mir, meinem Leben, einfach Allem. Unzufrieden auch deswegen, weil ich nicht so agiere, wie ich es selbst von mir erwarte. Deswegen trage ich auch immer ein Gefühl des Versagens mit mir herum:

Heute mein Kind angeschrien? Versagt!

Heute am Spielplatz lieber auf dem Handy rumgetippselt als mit meinen Kindern eine Sandburg zu bauen? Versagt!

Im Job unmotiviert und unkonzentriert? Versagt!

Leere Kleiderschränke und volle Waschküche? Versagt!

Keinen Bock auf Sport? Versagt!

Und dabei habe ich mein Leben bereits entrümpelt. Dinge wie Kochen, Bügeln und freiwillige Ämter mach ich schon gar nicht mehr.

Trotzdem scheint es nie genug. Meine Leistung ist mir nie genug. Ich bin mir nie genug.

Deswegen fordere ich mich selbst ständig heraus: Sei fleißiger, sei aufmerksamer, sei gleichmütiger, sei schlauer, sei einfach besser.

Und das macht mich müde. Es lutscht mich geradezu aus.

Elterngeneration Überforderung

Oder auch Generation Zuviel, so werden wir – also du und ich und unsere überhöhten Anforderungen an uns selbst – gerne bezeichnet. Wir sind eine Generation mit dem Anspruch, das Unmögliche zu leisten. Wir wollen nicht nur alles unter einen Hut bekommen; nein, wir wollen in allen Lebensbereichen erfolgreich sein, sogar brillieren:

Die selbstlose und gleichmütige Mutter mit geordnetem Zuhause, die sich aufopfernd um ihre Kinder kümmert.

Die taffe Karrierefrau, die genauso flexibel und belastbar ist, wie ihre kinderlose Kollegen – und noch ein bisschen mehr.

Die sexy Ehefrau, die es trotz Allem schafft, einfach umwerfend auszusehen und ein heldenhaftes Sexleben zu führen.

Dabei zwingt uns gar keiner dazu. Wir legen uns dies selbst auf und sind gleichzeitig unsere härtesten Kritiker. Verstärkt wird das Ganze nur noch dadurch, dass uns unsere Umwelt nur allzu gerne vorspielt, dass dieses perfekte Mutterbild auch tatsächlich erreicht werden kann.

Die Lüge des Supermutti-tums

Ich denke da an die Deo-Werbung, in der die Business-Mum nach ihrem (Vollzeit?-) Arbeitstag auf Zehn-Zentimeter-Hacken mit Baby auf dem Arm und Handy am Ohr energiegeladen nach Hause kommt.

Ich denke da an eine Radiosendung, in der eine Profi-Sportler-Mama jeden Morgen ein paar tolle Tipps zum besten gab, wie kinderleicht Sport in den Mamaalltag eingebaut werden kann: Während des Autofahrens Po zusammenkneifen zum Beispiel. Oder in der Warteschlange der Supermarktkasse Armkräftigung am Einkaufswagen.

Und ich denke an die vielen Artikel da draußen, die das perfekte Familienleben, die mühelose Kindererziehung und die ewig harmonische Partnerschaft portraitieren.

Also alles easy peasy?!?

Doch auch wenn wir uns bewusst sind, dass dies nicht echt ist (oder zumindest nur Momentaufnahmen sind), lässt es dieses Gefühl, diese Streben nach dem Idealzustand leider auch nicht einfach verschwinden.

Also strampeln wir und strampeln und strampeln, und haben dennoch das Gefühl, nie genug zu tun. Die Folgen sind ständige Überforderung und letztendlich Mama-Burnout.

Wir müssen einen Scheiß-Vogel haben!

Mit Positivität einen Gegentrend setzen

Statt dich also darauf zu konzentrieren, was du alles nicht schaffst, konzentriere dich lieber darauf, was du alles leistet. Denn das ist eine ganze Menge.

Gehe in dich und überlege dir Situationen aus deinem Mamaleben, bei denen du dir ruhig  einmal selbst auf die Schulter klopfen kannst.

Mir persönlich fielen dabei als erstes keine großen Ereignisse, keine geschichtswürdigen Heldentaten ein. Was mir als Erstes einfiel, waren die vielen kleinen Alltäglichkeiten, bei denen wir uns gerne für so unzulänglich halten.

Die Alltagsheldentaten von uns Mamas

Die endlosen schlaflosen Nächte, die an uns zehren. Trotzdem stehen wir jeden Tag wieder auf und machen weiter.

Der Verlust von ganzen Haarbüscheln (unserer!) beim abendlichen Zahnputzversuch. Trotzdem halten wir ihnen liebevoll die Hand bis sie eingeschlafen sind.

Der familienweite Magen-Darm-Infekt und eine Nacht zwischen Toilette und Putzeimer. Trotzdem stehen wir morgens als erster in der Küche und kochen eine Runde Tee für alle.

Die dröhnenden Verspannungskopfschmerzen, weil man die ganze Nacht als Babycouch gedient hat. Trotzdem singen wir am nächsten Morgen in der Krabbelgruppe fröhlich mit.

Die immerwährenden Sorgen und Ängste, dass ihnen etwas passiert. Trotzdem ermutigen wir sie immer wieder, sich auszuprobieren.

Die müden Beine am Abend. Trotzdem stellen wir uns nachts noch in die Küche und backen Muffins für das Kindergartenfest am nächsten Tag.

Zum 3457ten mal die Weihnachtsgeschichte lesen. Im Sommer. Trotzdem erwecken wir die Geschichte mit verschiedenen Stimmen immer wieder zum Leben.

Der Wocheneinkauf mit zwei Kleinkindern und einem sperrigen Auto-Einkaufswagen. Trotzdem schaffen wir es den Kühlschrank voll zu halten. Und nicht komplett durchzudrehen 😉

Raus aus dem Schuldgefühle-Loch!

Die Liste könnte noch ewig so weitergehen. Und ich bin mir sicher, dir fallen auch noch ein paar Punkte ein.

Wenn wir also heute Abend in unseren Betten liegen und den Tag Revue passieren lassen, denken wir nicht an all die Dinge, die wir nicht geschafft haben und die wir hätten besser lösen können.

Nein.

Ab heute loben wir uns selbst für alles, was wir leisten. Ab heute gestehen wir uns zu, dass wir keinem Marvel-Comic entsprungen sind und unsere Energiereserven endlich sind. Dass wir nicht perfekt sind und auch selbst noch ein Leben jenseits des Mamasein führen dürfen. Wir müssen uns und unser Leben nicht ständig optimieren, nicht den letzten Rest noch herausquetschen.

Das, was wir tun, ist mehr als genug.

Wir sind mehr als genug.

Wir müssen nicht besser sein.

Wir sind nämlich schon ziemlich spitze!

Silvia