Bald sind es nun tatsächlich schon drei Jahre, seit mein neues Leben begonnen hat. Das Leben als Mama. Ich schreibe „schon“, doch eigentlich meine ich „erst“, denn was sind schon drei Jahre?! Aber ich kann mich schon gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie es ohne Kinder war, das Leben ohne meine süßen, hübschen Jungs. Und wie ich so zurückblicke auf diese drei Jahre Mutterglück, muss ich an unseren ersten Ausflug mit Baby Primo denken – und lachen. Wie waren wir doch blauäugig, unvorbereitet und hilflos in dieser neuen Situation der Dreisamkeit, aber an diesem Tag habe ich die ersten Lektionen des Mama-Seins gelernt:

Lektion 1: Das Leben hat sich verändert. Man weis es nur noch nicht.

Damals war Primo gerade acht Wochen alt. Und wir waren mitten in der Feinplanung unserer großen Hochzeit, die ein paar Monate später im schönen August stattfinden sollte. Wie ich dies schreibe, muss ich schon mit dem Kopf schütteln. Das war ja auch so eine grandiose Idee: Heiraten mit fünf Monate altem Stillbaby! Aber gut…

Auf jeden Fall trafen wir uns mit unserem Fotografen zum Vorgespräch. Treffpunkt war ein kleine Konditorei mit Cafe‘ in der Nähe unserer Hochzeits-Location. Wir reisten eine Stunde mit dem Auto an, parkten im Parkhaus und liefen mit dem Kinderwagen zum Cafe‘. Bis dahin schlief Primo friedlich vor sich hin. Am Zielort angekommen merkten wir erst einmal, dass sich die Kombination von kleinem, mit Leuten vollgestopften Cafe‘ und großem Kinderwagen nicht vertrug.

Lektion 2: Kinderfreundliche Locations sind nicht umsonst bei Müttern so beliebt

Aus Platzmangel mussten wir den Kinderwagen draußen stehen lassen. Wir weckten Primo notgedrungen auf und setzten uns an einen der winzigen Tische des gut besuchten Cafe’s. Baby Primo gefiel natürlich weder das abrupte Ende seines Nickerchens, noch das neue, laute Umfeld, mit dem wir ihn stattdessen konfrontierten.

Er war „not amused“ und tat sein Nichtgefallen auch lauthals kund. Stillen war in solch einer Situation erfahrungsgemäß das einzige Beruhigungsmittel. Natürlich hatte das Cafe‘ weder ruhigere Ecken noch irgendeinen Gästeraum. Auf die Toilette setzen kam für mich ebenfalls nicht in Frage. Und das Auto war weit weg im Parkhaus. Also packte ich mich notgedrungenermaßen zwischen den anderen Gästen zum Stillen aus. Schön ist anders!

Kurz darauf traf der Fotograf ein. Er packte gefühlt tausend Alben aus und stellte uns anhand derer seine Arbeit vor. Primo war mittlerweile auch wieder besänftigt und lag brav in meinem Arm. Dann passierte natürlich genau das, was man nach einer schönen Stillmahlzeit von einem kleinen Baby erwarten kann: Er stinkerte in die Windel. Und keine Wickelgelegenheit weit und breit. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich aber noch, dass das halb so wild wäre…

Lektion 3: Eine volle Windel ist eine volle Windel

Der Fotograf hatte es auf jeden Fall nicht eilig. Er erzählte uns von seinem Lebenstraum Fotografie, seinen Fotoreisen, gab uns Tipps für unsere Hochzeit und zeigte uns dabei viele, viele Fotos. Langsam aber sicher krampfte mein Arm, auf dem Primo fröhlich vor sich hingluckste. Ich übergab ihn also an meinen Mann, der sich ihn auf den Schoß setzte. Und der Fotograf redete und redete und redete.

Die Zeit verging und Primo wurde langsam unruhig. Und mein Mann irgendwie auch. Wir bremsten also den Fotograf ein wenig ein, besprachen noch schnell letzte Details für unseren großen Tag und verabschiedeten ihn. Nachdem er dann gegangen war, zeigt mir mein Mann auch den Grund der allgemeinen Unruhe: Der schöne Stillsstuhl unsers Babys hatte sich auf den Weg aus der Windel gemacht und sich bereits durch alle Kleidungslagen gedrückt. Sprich, das Baby war voll eingesaut und mein Mann ebenso. Na Halleluja!

Lektion 4: Mit Kind gibt es plötzlich ganz neue logistische Herausforderungen

Nun standen wir da, hilflos in unserem Babyanfängertum und wussten uns nicht zu helfen. Eine Wickelgelegenheit tat sich auch auf Nachfrage nicht auf. Wir beschlossen also, die Rückreise anzutreten und vorher noch schnell im Auto zu wickeln. Nur schnell wickeln…ha! Den ganzen Weg zum Auto schrie sich Primo die Seele aus dem Leib. Dort schließlich angekommen machte ich mich daran, ihm auf dem Rücksitz die Windel zu wechseln. Dies stellte sich allerdings schwieriger dar als gedacht, denn der Rücksitz war natürlich keine gerade Fläche. Primo rollte immer wieder in den Sitzspalt zur Rückenlehne. Auf die Idee, stattdessen die große, gerade Fläche des Kofferraums zu nutzen, sind wir damals natürlich noch nicht gekommen.

Eine halbe Ewigkeit später war Primo dann tatsächlich frisch gewickelt. Das heißt, er hatte eine saubere Windel an. Denn an Wechselkleidung hatte ich in diesem Stadium des Mama-Seins noch nicht gedacht. Zum Glück schien es Primo nicht weiter zu stören. Kaum ging der Motor an, schlief er auch schon ein. Rückblickend gesehen, war er vielleicht auch einfach von dem ganzen Ausflug, gekrönt mit einer halben Stunde schreien und Wickeltortour im Auto, einfach vollkommen erschöpft…

So hatten wir uns den ersten Ausflug mit Baby natürlich auch nicht vorgestellt. Vollkommen entnervt wollten wir einfach nur noch nach Hause. Das sah die Parkhausschranke allerdings anders. Die Parkgebühr hatten wir in unserer unendlichen Weisheit schon vor dem Wickelabenteuer bezahlt. Das Zeitlimit des Parkhaus-Verlassens war mehr als verstrichen! Mit wachsender Autoschlange und Hupkonzert hinter uns machte sich mein Mann mit Parkkarte auf zum Kassenautomat. Zumindest hatte die Parkhausaufsicht Mitleid mit uns und stempelte unsere Parkkarte ohne Aufpreis erneut ab. Daheim angekommen mussten alle männlichen Mitglieder unserer kleinen Familie erst mal in die Badewanne.

Lektion 5: Mama-Sein ist anders.

An diesem Tag habe ich viel über das Mama-Sein gelernt. Ich habe gelernt, dass Wickeltaschen so groß sind, damit Frau für alle möglichen und unmöglichen Situationen gewappnet sein kann: Vom Kleidungswechsel über das spontane Picknick bis hin zur großen Putzaktion.  Ich habe gelernt Cafe’s und Restaurants nach ihrer Kinderfreundlichkeit und den Räumlichkeiten auszusuchen, und nicht unbedingt nach der Qualität des Essens. Und ich habe gelernt, dass Babys mit voller Windel viel besser beim Papa aufgehoben sind 🙂

Bidquelle: pixabay

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