Mein Gott, wie schaut es denn bei dir im Auto aus?! Dein Auto ist ja die reinste Müllhalde! Du könntest dein Auto auch mal wieder sauber machen!

Kommt dir das bekannt vor? Solche Anmerkungen mitteilungsfreudiger Mitmenschen höre ich regelmäßig. Und sie haben recht. Ja. Mein Auto ist unordentlich. Und auch ein wenig dreckig. Ok, ziemlich dreckig. Aber es ist ja schließlich auch das Familienauto. Hast du schon mal ein sauberes Familienauto gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Ich erinnere mich nur an die vielen schon vorab geleisteten Entschuldigungen, sobald ich zu einer anderen Mutter ins Auto steige. Mir ist das egal. Schließlich sitze ich selbst im Glashaus. Das Phänomen des dreckigen Familienautos ist auch ganz einfach zu erklären: weil es einfach unmöglich ist, es sauber zu halten. Und dafür gibt es folgende Gründe:

1. Der fehlende Kofferraum

Der Kofferraum ist immer nur eines: schon voll. In der ersten Zeit ist dort genau ein Gegenstand drin, nämlich der Kinderwagen. Zack, voll. Und wenn du dann schließlich diese Phase hinter dir gelassen und zum zarten Buggy übergegangen bist, so wird der freigewordene Raum schnell von Bobbycar, Dreirad oder Puppenwagen besetzt. Dementsprechend musst du also alles , das normalerweise in diesem Universal-reinschmeiß-Raum seinen Platz gefunden hätte auf die diversen Fächer und Fußräume verteilen: Damit ist schon mal der Grundstein der Unordentlichkeit gelegt.

2. Schreiende Kinder im Auto machen irre

Bist du schon mal länger als zwanzig Minuten mit einem schreienden Kind auf dem Rücksitz Auto gefahren? Bei mir ist genau nach zwanzig Minuten die Grenze des Ignorierens und Wegatmens erreicht.  Danach möchte ich mich nur noch aus dem fahrenden Auto stürzen. Oder die Haare ausreissen. Oder mitschreien (das übrigens absolut nichts bringt – glaub mir, ich habe es probiert). Nach so einer Fahrt bin ich reif für die Klapse oder zumindest reif für eine Zehntausend-Kalorien-Großpackung Ben & Jerry`s-Eiscreme.

Und jetzt die Preisfrage, lieber Dein-Auto-ist-so-dreckig-Nörgler: Was hilft bei neunzig Prozent aller schreiender Kinder? Essen! Ja, Essen. Denn kauende Kinder schreien nicht. Der kleine Snack für unterwegs ist dementsprechend ein Must Have in jeder Ausflugstasche. Jetzt fällt es uns Erwachsenen aber schon schwer, ohne große Sauereien im fahrenden Auto zu essen. Daher kannst du dies kaum von kleinen Kindern erwarten. Das Resultat sind Brösel. Viele Brösel. Und zwar ÜBERALL.

3. Die Sache mit dem Notfallplan

Wir Mamas sind ja gerne auf alles vorbereitet. Nicht umsonst sind die meisten Wickeltaschen im XXL-Format. Das Auto ist einfach die logische Erweiterung unserer Tasche: Egal ob Wechselkleidung, Notfall-Windel, Notfall-Kleingeld, Taschentücher, Feuchttücher oder Spielzeug – im Auto sind all die Dinge verstaut, die in diversen Situationen zum Einsatz kommen und uns vielleicht sogar eine zusätzliche oder verfrühte Heimfahrt ersparen könnten.

Nun sind dies aber auch all die Dinge, die normalerweise hübsch verpackt im Kofferraum liegen würden. Da dieser aber chronisch voll ist, stopfen wir all die anderen Dinge in die Ablage, unter den Sitz oder die Seitenfächer. So erreichen wir auch Phase Zwei des unmöglich sauber und ordentlich zu haltenden Familienautos.

4. Abstellkammer Familienauto

Wenn dein Mann fragt, wo denn die Jacke, die Mütze oder die neuen Windeln schon wieder sind, ist deine Antwort dann auch öfters „Ach, das ist noch im Auto…“? Dann geht es dir wie mir. Meine Erkenntnis hierzu: Was du nicht gleich mit nach drinnen nimmst bzw. was keinen Platz mehr auf deinen zwei Armen hat, bleibt erst mal auf unbestimmte Zeit im Auto. Gut, für die Einkäufe laufe ich schon nochmal zurück. Für die abgelegte Jacke eher nicht. Auch nicht für das Stück Laugenbreze, dass neben dem Kindersitz liegt. Die Schreiarie des im Laufgitter geparkten Babys und das Einfangen des sich im Gebüsch versteckenden Kleinkinds sind mir das einfach nicht wert.

Außerdem kannst du auch nie wissen, wofür das ein oder andere doch noch einmal gut ist. Die trockene Laugenbreze ist nicht einfach nur altes Brot, sondern Notfall-Entenfutter. Die in den Fußraum geworfene Sandkastenschaufel wird zum Notfall-Spielschwert und Klamotten kann man irgendwie immer gut gebrauchen. So wurde schon manch ein im Auto zurückgelassenes Stück zum Tagesretter.

Die Unmöglichkeit des sauberen Familienautos

5. Die Prioritätenliste

Alles schön und gut, möchtest du vielleicht sagen. Trotzdem kann man doch das Auto regelmäßig oder wenigstens hin und wieder durchsortieren oder raussaugen. Das wäre ja sonst so, als würdest du nicht kochen, nur weil das Baby die Hälfte davon eh auf den Boden wirft. (Hm, vielleicht ist dies tatsächlich einer der Gründe, warum ich grundsätzlich nicht koche…). Oder du würdest aufhören zu waschen, weil spätestens nach zehn Minuten Tragezeit eh ein neuer Spuckefleck deine Schulter ziert.

Und damit hast du recht. Der Unterschied ist allerdings der, dass mir andere Dinge wichtig sind. Das Auto nicht. Es sauber zu machen, würde also voraussetzen, dass es  jemals so weit oben auf meiner To-Do-Prioritätenliste landet, dass dies unausweichlich wird. Also wichtiger als aufräumen oder waschen, wichtiger als die Zeit mit meinem Mann zu verbringen, wichtiger als schlafen.

Vorher friert die Hölle zu.

Nun verstehst du vielleicht, warum es zumindest mir unmöglich ist, ein sauberes Familienauto zu haben. Und zum Glück ist es mir auch egal 🙂

Wie schaut es bei dir aus? Ist dein Familienauto auch eine Chaoszone oder doch immer pikobello aufgeräumt?

Silvia